Bauhaus und Friedrich Fröbel – lässt sich das zusammenbringen? Sehr gut sogar, meint der Fröbel-Kreis und widmet sich daher im gesamten Fröbel-Dekadenjahr 2019 dem Thema „Fröbel und die Moderne“.
Mit der musikalisch-dokumentarischen Revue „Im milden Glanz der Bratwurst. 6 Jahre Utopia in Weimar“ und den Künstlern Silke Gonska und Frieder W. Bergner holte der Fröbel-Kreis am Donnerstag für einen Abend das Bauhaus in den Fröbelsaal des Rathauses Bad Blankenburgs. Unterstützt wurde er darin vor allem durch die Thüringer Landeszentrale für politische Bildung.
Der Weimarer Jazzmusiker, Komponist und Autor Frieder W. Bergner erzählt in dieser Performance, gemeinsam mit Silke Gonska, Geschichten aus den bewegten Jahren der Bauhaus-Schule, zitiert dabei dokumentarische Texte von Zeitzeugen aus dem Bauhaus und aus dessen Umfeld und verbindet diese mit Jazzkompositionen nach lyrischen Texten aus den Bauhaus-Jahren zu einer jazzmusikalischen Revue: „... natürlich wollen wir … eine spannende Geschichte erzählen, eine Geschichte voll fantastischer Ereignisse, verrückter Ideen, schräger Typen und überraschender Wendungen, ganz so, wie sie nur das Leben selbst hervorbringt.“
Frieder W. Bergner gab seiner Performance den seltsam anmutenden Titel: „Im milden Glanz der Bratwurst. 6 Jahre Utopia in Weimar“ Er sagte dazu: „Die Bratwurst ist das Sinnbild fürs Gemütliche, Heimelige, Gegenbild zum großen Chaos, für das Weltkrieg, Revolution und Inflation standen – und das Walter Gropius‘ Bauhäusler auf ihre Art in Weimar ordnen wollten…“. Eine Performance, die in ihrer Vielfältigkeit, bei den Gästen in Bad Blankenburg großen Eindruck machte und bestimmt noch lange nachklingen wird.
Die Geschichte vom Weimarer Bauhaus ist kein Märchen aus alter Zeit, sondern eine Geschichte, die, obwohl sie fast 100 Jahre her ist, kaum an Aktualität verloren hat. Sieerzählt davon, wie eine Gruppe von sehr verschiedenen jungen Leuten aus ganz Europa versucht, in einer kleinen Stadt einen Traum von einer neuen Art der Kunst in einer neuen Art von Gesellschaft zu verwirklichen.
Ähnlich aktuell wie die Ideen Friedrich Fröbels. Und ähnlich skurril und neu wie die Vorstellung des Bauhauses der Weimarer Bevölkerung erschienen, wirkten auch zunächst Fröbels Vorstellungen einer „Menschenerziehung“, einer Pädagogik der „Selbstentfaltung“ und Erziehung selbstdenkender Menschen, auf sein Umfeld.
Als Inspirationsquelle für die Kunst und Architektur der Moderne werden zudem die von Fröbel entwickelten Spielgaben gesehen. Die radikale Abstraktion im Bild war bis dahin fremd, wurde aber später mit Begeisterung in die Arbeit von Künstlern und Architekten integriert. Walter Gropius, damaliger Direktor des Staatlichen Bauhauses Weimar, veröffentlichte zudem 1924 in der Zeitschrift „Kindergarten“ Pläne für ein Friedrich-Fröbel-Haus in Bad Liebenstein, das jedoch nie realisiert wurde.