Pädagogik Fröbels

Fröbel war in erster Linie Schulpädagoge und entwickelte ernstzunehmende und für die heutige Schulpraxis hochaktuelle Vorstellungen von einem kindgerechten Unterricht. Ziel seines ganzheitlichen Bildungs- und Erziehungskonzepts ist die Entwicklung frei denkender, selbsttätiger Menschen.

Er wird mit Recht als früher Entwicklungspsychologe und einer der ersten Reformpädagogen in Deutschland bezeichnet. Seine Pädagogik begründet sich auf Inhalten, welche die heutige Erziehungswissenschaft und Psychologie mit wissenschaftlichen Methoden nachzuweisen begonnen haben und viele Elemente später entstandener Konzepte wie z. B. nach Montessori, Steiner, Freinet oder Malaguzzi sind bereits bei Fröbel im Grundsatz erfasst.

Revolutionäre Grundlage seines Programms ist die Einsicht, dass Bildung und Erziehung nicht von außen – durch Eltern oder Lehrerinnen und Lehrer – verordnet werden können, sondern Kinder sie sich selbst vor allem im Spiel und in relativer Freiheit und Eigenverantwortung aneignen. Die Kinder sind Motor ihrer eigenen Entwicklung und bedürfen dabei der qualifizierten Begleitung und Unterstützung ihres Umfelds, indem ihnen beispielsweise Raum und Material gegeben wird, um ihre Kreativität und Selbständigkeit entwickeln zu können. Erziehung betrachtet Fröbel demnach vor allem als Hilfe zur Selbstentfaltung, die sich an den Bedürfnissen des Kindes orientiert.

Ins Zentrum seines Erziehungskonzepts stellte Fröbel das Spiel als typisch kindliche Lebensform mit entscheidendem Bildungswert. In Blankenburg/Thüringen begann er, eine Vielzahl von Spielmitteln zu entwickeln, die das Kind zum Konstruieren und Experimentieren herausfordern und so seine Phantasie anregen, die Konzentration schulen und zugleich die sozialen Beziehungen fördern sollte. Am bekanntesten wurden die in aller Welt berühmten „Spielgaben“ Kugel, Walze, Würfel und die durch die Teilung des Würfels entstandenen Bausteine. Gemeinsam mit dem Erwachsenen „erspielt“ sich das Kind mit diesen elementaren Formen auf anschauliche Weise erste Einsichten in mathematisch-physikalische Zusammenhänge und logische Strukturen. 

Als Voraussetzung für die erfolgreiche Begleitung von Kindern in ihrer Entwicklung betrachtete Fröbel eine persönlichkeits-, sozial- und sachkompetenzzentrierte Ausbildung. Hierfür schulte er Lehrerinnen und Lehrer, bildete Kindergärtnerinnen aus, bezog in seine Pädagogik aber ebenfalls Eltern, Öffentlichkeit und das aktuelle Umfeld der Kinder mit ein. Er ging davon aus, dass Erziehung ein gemeinsames Werk von Familie, Kindergarten und Schule sei und forderte Eltern daher eindringlich dazu auf, das Spiel der Kinder zu „pflegen“ und zu „nähren“, da die Selbstbildung im Spiel nur mit emotionaler Zuwendung und sprachlicher Begleitung durch einen Erwachsenen gelingen könne.

Das selbsttätige Spiel ist nach Fröbel und ebenfalls nach Erkenntnissen heutiger Erziehungswissenschaft die wirksamste Möglichkeit der Selbstbildung kleiner Kinder, denn hier verbindet sich Innen- und Außenwelt zu einem harmonischen Ganzen. Medien hierfür sind vor allem das Spielgaben- und Spielmittelsystem Fröbels einschließlich seiner „Mutter- und Koselieder“ in aktualisierter Form sowie das Leben in und mit der Natur. Das Spiel als Bildungsinstrument ist nach Fröbel in der Familie oder in Kindergärten, aber ebenso partiell im Schulunterricht einzusetzen.

Sein Traum von einer gesamtdeutschen Bewegung für eine pädagogische Reform in diesem Sinne wurde bisher nicht erfüllt. Nur in wenigen Bildungsplänen wird Fröbels pädagogischer Ansatz teilweise berücksichtigt. In den letzten Jahren zeigten sich vor allem in Thüringen, Sachsen und Bayern erfreuliche Neuansätze (siehe dazu Fröbel-Einrichtungen in Thüringen).

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Themenjahr 2022 - Fröbel heute

Fröbels pädagogische Leistung, für damalige Zeiten revolutionär, führte weltweit zu nachhaltigen Aktivitäten und weitreichenden Veränderungen der pädagogischen Praxis. Fröbel zählt damit zu den Klassikern der frühkindlichen Pädagogik und ist heute wieder hochaktuell.

Das Themenjahr 2022 wird Fröbel mit all seinen Facetten – als Freund der Natur, Vater des Kindergartens, Schulmann, als gläubiger und politischer Mensch, Teil der Moderne, Ideengeber für Deutschland und die Welt und Erfinder des Erziehungsberufes – erneut beleuchten. Vor allem aber blicken wir nach vorn und fragen, wo sich die Fröbelsche Philopophie im aktuellen Leben verstetigt hat und wo und wie sie darüber hinaus eine Rolle spielen kann und soll.

Schreiben Sie uns! An: info@froebeldekade.de

Fröbel-Stätten

Fröbelturm
Der Fröbelturm in Oberweißbach wurde 1890 zum Gedenken Fröbels errichtet und ist seither Wahrzeichen der Ortschaft.
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