Als „Weltsensation“ hat es die bekannte MDR-Moderatorin Steffi Peltzer-Büssow vor einem Jahr in ihrer Sendung Unterwegs in Bad Blankenburg bezeichnet – das Friedrich-Fröbel-Museum. Es ist seit 1982 wieder als Museum am Originalort untergebracht, dort, wo Friedrich Fröbel im Jahr 1840 im „Haus über dem Keller“ den ersten Kindergarten der Welt eingerichtet hat. Seine Idee hat damals den Siegeszug um die Welt angetreten und das Wort Kindergarten den Einzug in viele Fremdsprachen gefunden.
„Damit ist es genau eine der Ideen, die Eingang in das Immaterielle Weltkulturerbe finden sollte“, freut sich Landrat Marko Wolfram. „Ich bin der Leiterin unseres Fröbelmuseums, Isabel Schamberger und ihren Partnern dankbar, dass sie den Aufwand für den Antrag auf sich genommen haben, damit die Kindergartenidee endlich in das Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen werden kann.“
Seit 2017 leitet die Erziehungswissenschaftlerin Isabel Schamberger als Kustodin das Friedrich-Fröbelmuseum in Bad Blankenburg, das zum Museumsverbund Thüringer Landesmuseum Heidecksburg in Trägerschaft des Landkreises gehört. Anlässlich des 180-jährigen Jubiläums des Kindergartens hat das Landesmuseum durch Schamberger und Museumspädagogin Kathrin Stern Ende des vergangenen Jahres ein aktuelles und allgemeinverständliches Kompendium „180 Jahre Bildungsort Kindergarten“ herausgegeben. Im Rahmen der Fröbel-Dekade war eine Fachtagung zum Thema vorgesehen, die aufgrund der Corona-Pandemie nicht wie geplant stattfinden konnte. Mit dem Buch ist nun ein wertvoller Ersatz für die ausgefallene Tagung entstanden. Erschienen ist es mit Unterstützung des Freundeskreises Heidecksburg, der Leader-Aktionsgruppe Saalfeld-Rudolstadt, der Förderinitiative Ländliche Entwicklung in Thüringen und der International Froebel Society Deutschland. Zum Redaktionsteam gehörten neben den beiden Autorinnen die ehemalige Kustodin Margitta Rockstein sowie die Direktorin und die stellvertretende Direktorin des Landesmuseums, Sabrina Lüderitz und Dr. Sandy Reinhard.
Mit der derzeitigen Ausschreibungsrunde fürs Immaterielle Kulturerbe – der fünften in Deutschland seit 2013 – kann nun erneut Aufmerksamkeit für Friedrich Fröbel erzeugt werden. In das Verfahren sind im vergangenen Jahr das Friedrich-Fröbel-Museum als Mitglied des Thüringer Fröbel-Kreises, welcher als Zusammenschluss verschiedener regionaler Institutionen gilt und seinen Sitz in Bad Blankenburg hat, der Pestalozzi-Fröbel-Verband e.V. (PFV) mit Sitz in Berlin sowie die International Froebel Society Deutschland (IFS-D) mit Sitz im hessischen Kassel eingestiegen und haben den Antrag gestellt.
„Wir wollen das öffentliche Bewusstsein schärfen und darüber aufklären, dass die Fröbelsche Kindergartenidee ein bedeutender Schatz Thüringens und Deutschlands ist, der von Bad Blankenburg aus in Form der Kindergartenbewegung in die ganze Welt hinausgetragen wurde“, sagt Isabel Schamberger. „Wir hoffen, dass sich unser immenser Aufwand lohnt und wir die Jury mit unserem Antrag diesmal überzeugen können. Auf jeden Fall hat uns die bundesländerübergreifende Zusammenarbeit schon jetzt großen Gewinn bei der Pflege und Intensivierung bestehender Kontakte und dem Aufbau neuer Kontakte gebracht.“
Das Auswahlverfahren für das bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes dauert bis Ende 2022/ Anfang 2023. In wenigen Wochen wird sich die Thüringer Jury für erste Empfehlungen treffen. Die Aktiven rund um den Fröbel-Kreis hatten schon 2013 und 2017 Anträge gestellt. Zwar waren die Anträge jeweils durch das Land Thüringen bestätigt worden, wurden aber bei der Aufnahme in die Bundesliste noch nicht berücksichtigt.
Das bundesweite Verzeichnis "Immaterielles Kulturerbe" umfasst derzeit 125 Einträge. Thüringen ist bislang mit vier Kulturformen vertreten, acht weitere sind derzeit in dem anspruchsvollen Auswahlverfahren aktiv.
Hintergrund - Isabel Schamberger beschreibt die Kindergartenidee nach Friedrich Fröbel so:
Die Kindergartenidee nach Friedrich Fröbel beinhaltet das Lernen und damit die Bildung im Spiel und beruht auf der Anerkennung und dem Respekt der Erwachsenen vor dem angeborenen Tätigkeitstrieb des Kindes. Die Haltung des Erwachsenen gegenüber dem Kind ist achtsam und zugewandt. Durch Unterstützungs- und Bildungsangebote findet das Lernen im Spiel bis heute in der Familie wie im Kindergarten statt.
Die Idee der Bildung im Spiel ist verbunden mit dem Begriff des Kindergartens. Der Kindergarten ist nach Fröbel das den Kindern zurückgegebene Paradies. Somit erfährt die Fröbelsche Kindergartenidee die begriffliche Wertschätzung über der Namensgebung „Kindergarten“.
In der UN-Kinderrechtskonvention ist das Recht der Kinder auf Bildung im Spiel verankert sowie in Kindergartenkonzeptionen weltweit. Friedrich Fröbel bereitete den Weg für die heute bestehenden Kinderrechte mit seiner Kindergartenidee.
Text und Foto von
Martin Modes
Presse- und Kulturamt Saalfeld-Rudolstat