Bauhaus und Friedrich Fröbel – lässt sich das zusammenbringen? Sehr gut sogar, meint der Fröbel-Kreis und widmet sich daher im gesamten Fröbel-Dekadenjahr 2019 dem Thema „Fröbel und die Moderne“.
Friedrich Fröbel lebte und wirkte in einer Zeit großer sozialer Umwälzungen. Mit dem Beginn der 1850er setzte eine Entwicklung ein, die viele der bisher für allgemeingültig und unumstößlich gehaltenen Normen und Gesetze in Frage stellte und ein neues Welt- und Menschenbild hervorbrachte, das u.a. in der bildenden Kunst, der Architektur, in der Musik und in der Literatur aufgegriffen wurde – der „Aufbruch in die Moderne“.
Sehr von Fröbel inspiriert war und ist die Pädagogik, die in dieser Zeit als „Reformpädagogik“ ihren Anfang nahm. Mit der Gründung der Ausbildungseinrichtung für Kindergärtnerinnen in Bad Liebenstein wird er außerdem als Unterstützer der Emanzipation der Frau gesehen.
Aber auch im Bereich der Kunst und Architektur gilt Fröbel und vor allem die von ihm entwickelten Spielgaben als Inspirationsquelle. Die radikale Abstraktion im Bild war bis dahin fremd, wurde aber später mit Begeisterung in die Arbeit von Künstlern und Architekten integriert. Walter Gropius, damaliger Direktor des Staatlichen Bauhauses Weimar, veröffentlichte zudem 1924 in der Zeitschrift „Kindergarten“ Pläne für ein Friedrich-Fröbel-Haus in Bad Liebenstein, das jedoch nie realisiert wurde.
Mit der musikalisch-dokumentarischen Revue „Im milden Glanz der Bratwurst. 6 Jahre Utopia in Weimar“ und den Künstlern Silke Gonska und Frieder W. Bergner holt der Fröbel-Kreis nun für einen Abend (16. Mai) das Bauhaus in den Fröbelsaal des Rathauses Bad Blankenburgs. Unterstützt wird er darin durch die Thüringer Landeszentrale für politische Bildung, die Stadt und den Kunstkreis Bad Blankenburg, welcher bereits ab 19 Uhr Getränke für die Gäste vor dem Rathaus anbieten wird. Beginn der Veranstaltung ist 19.30 Uhr.
Der Autor, Komponist und Musiker Frieder W. Bergner gab seiner Performance den seltsam anmutenden Titel: „Im milden Glanz der Bratwurst. 6 Jahre Utopia in Weimar“ Er sagte dazu: „Die Bratwurst ist das Sinnbild fürs Gemütliche, Heimelige, Gegenbild zum großen Chaos, für das Weltkrieg, Revolution und Inflation standen – und das Walter Gropius‘ Bauhäusler auf ihre Art in Weimar ordnen wollten…“.
Die Geschichte vom Weimarer Bauhaus ist kein Märchen aus alter Zeit, sondern eine Geschichte, die, obwohl sie fast 100 Jahre her ist, kaum an Aktualität verloren hat. Sie erzählt davon, wie eine Gruppe von sehr verschiedenen jungen Leuten aus ganz Europa versucht, in einer kleinen Stadt einen Traum von einer neuen Art der Kunst in einer neuen Art von Gesellschaft zu verwirklichen. Tatsächlich haben sie anfangs ziemlich viel Glück bei der Sache. Aber bald werden sie verstrickt in alle die Probleme und Schwierigkeiten, denen Künstler und Menschen mit neuen Ideen auch heute noch viel zu oft begegnen. Misstrauisch werden sie von den Alteingesessenen, den Platzhirschen, beäugt. Argwohn und Unverständnis macht sich breit, je mehr zu erkennen ist, dass diese Typen fast alles anders machen wollen, als bisher. Dazu begegnen ihnen noch eine Menge Neid, Dummheit und Pech, und schon geht die ganze Sache nach relativ kurzer Zeit schlecht aus. Erst viel später dann, nach einem zweiten großen Krieg und nach weiteren Revolutionen, werden viele der Ideen aus dem Bauhaus zur Inspiration für nachfolgende Künstler- Architekten- und Designergenerationen. Heute sind sie zu meist ganz normal und aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken, Klassiker der Moderne eben. Die Theorie der Verbindung von Kunst und Bau im Dienst eines menschenfreundlichen Lebens hingegen überzeugte in ihrer radikalen Klugheit zwar viele Menschen, wurde jedoch bislang noch viel zu selten umgesetzt.
Sie bleibt uns als Herausforderung für kommende Generationen erhalten.
Frieder W. Bergner erhielt seine erste musikalische Ausbildung bei den „Thüringer Sängerknaben“, bekam Posaunenunterricht an der Volksmusikschule, studierte Jazzposaune in Dresden, war danach als Studiomusiker bei der Leipziger Radio Big Band (Rundfunktanzorchester) engagiert und erhielt nach 1990 eine Professur für Big Band und Jazzposaune an der Weimarer Musikhochschule. Seit 2017 arbeitet er frei als Jazzmusiker, Komponist und Autor.
Silke Gonska lernte als Kind in Nordhausen klassische Gitarre, machte Abitur, arbeitete danach in Weimar als Postbotin, Putzfrau und Kulturmanagerin, spielte Schlagzeug und sang in den Thüringer Punkbands „Timur und sein Trupp“ und „Reich und Schön“. Ab 1992 studierte sie Musikwissenschaft und Jazzgesang in Weimar und Leeds (GB). Neben ihrer Konzerttätigkeit unterrichtet sie Gesang an der Universität Erfurt.